Die sozialen Vorteile des Rauchen

Die sozialen Vorteile des Rauchen

Rauchen: Erstmal vorweg

Ich habe mit dem Rauchen angefangen als ich 16 war, habe mehrfach in meinen Leben aufgehört – manchmal für Monate, manchmal für Jahre. Im Moment klebe ich seit fast drei Jahren wieder in diesen glühenden Stängeln und ehrlich gesagt, muss ich zugeben, die meiste Zeit genieße ich es auch… Es sei denn ich kann mein Feuer nach einer langen Nacht nicht finden. Natürlich sind nicht alle meine Freunde Raucher und dementsprechend, falls du ein Raucher bist hast du die Frage bestimmt auch schon einmal gestellt bekommen, höre ich immer wieder:

„Kannst du mir bitte sagen was dir das Rauchen gibt?“

Oh was für eine gute Frage das ist! Selten wird sie aus reiner Neugierde gestellt: eher vom hohen Ross herab, galoppiert aus dem gesegneten Tal der Schrittzähler. Aber gibt es tatsächliche Vorteile die man durch das Rauchen erlangt?

Erstmal vorweg: Rauchen ist weder gut für dich noch die Leute um dich herum. Es ist höchst suchterregend, schlecht für deine Kondition, kann Krebs hervorrufen und falls du Spuren von Narzissmus in dir trägst wie ich, wird es sich am meisten kränken; es färbt dein schönes Lächeln auf Dauer gelb. Betrachten wir es doch mal aus einer praktischen Perspektive: Es ist bei weitem die sinnloseste Droge überhaupt! Alkohol gibt dir einen Rausch, Gelächter und kann vorübergehend deine Probleme ertränken. Marihuana tut ziemlich genau dasselbe, ist allerdings weit überlegen, wenn es um Entspannung und Inspiration geht. Selbst ein Kaktus aus einen nahegelegenen Baumarkt kann dir eine spannendere Erfahrung bieten – Ich glaube du verstehst was ich meine.

Wie auch immer, es gibt Vorteile die ausschließlich Raucher genießen, sie gibt es schon seit Jahren und während Rauchen zwar keine interessante Drogenerfahrung bietet, ist es auf die eine oder andere Art doch belohnend in unserer Gesellschaft – besonders in der sozialen Interaktion.

Damals als Rauchen noch cool war

Pic-Credits: Miramax Films

Werfen wir mal einen Blick in die jüngere Vergangenheit. Falls du das Vergnügen hattest alte Klassiker, wie Casablanca oder 90er Jahre Kultfilme wie Pulp Fiction oder Stirb langsam zu schauen, wird dir eine Sache im Vergleich zu heute besonders auffallen: Die Protagonisten rauchen und vielmehr werden sie dabei auch noch cool dargestellt. Ob wir jetzt zum Beispiel die spannungsgeladene Szene nehmen in der Bruce Willis aka John Mc Clane den Bösewicht trifft, ohne zu wissen, dass er der Antagonist ist oder Miss Mia Wallace die zusammen mit Vincent Vega ausgeht, mündend in einer der besten Tanz-Szenen der Filmgeschichte – sie alle rauchen.

Es gibt noch viele weitere Beispiele von Hollywood und Zigaretten, auch James Bond genoss in seinen frühen Leinwandauftritten gerne eine Marlboro.  Dabei beschränkte es sich allerdings keinesfalls auf Amerikanische Produktionen.
Rauchen wurde mit Klasse, Querdenken und dem Geheimnisvollen assoziiert und zwar überall auf der Welt. Es war ein einfaches Mittel, einen Charakter mehr Tiefgang und Persönlichkeit zu geben. Aber seit der Jahrtausendwende verschwanden die glühenden Stängel langsam aus dem Kino und ein entscheidender Grund dafür war:

Das Tabacco Master Settlement Agreement

Kurzgefasst; es war auch in den 50ern nicht unbekannt das Zigaretten einige Schäden verursachen, erfolgreich ignoriert wurde es aber trotzdem – nicht zuletzt dank den Bemühungen der Tabaklobby. Dennoch, durch die Mühen zahlloser Opfer – ich benutze das Wort Opfer da es damals noch kaum Langzeitstudien zu den Konsequenzen von übermäßigen Zigarettenkonsum gegeben hat – und deren Kampf gegen die einflussreichen Tabakkonzerne, welche übrigens auch eigene Fernsehshows besaßen, wurden schlussendlich gesetzliche Vorlagen bezüglich des Rauchens in großen Produktionen festgelegt. Natürlich verschwanden Zigaretten nicht über Nacht, aber im heutigen Mainstream-Produktionen, Fernsehserien oder Computerspielen wirst du kaum noch einen Protagonisten sehen, der sich genüsslich eine Kippe anzündet (und irgendwann sind dann auch die Kaugummi-Zigaretten aus den Süßigkeiten-Regalen verschwunden).

Verschwand deswegen der Charme des Rauchens oder stoppte es die Werbung komplett? In einem gewissen Ramen ja aber nicht komplett. Zigaretten in Unterhaltungsmedien haben einen bleibenden Eindruck auf unsere moderne Gesellschaft hinterlassen und tun dies zum Teil auch immer noch. Einige Filmklassiker sind schließlich heute noch Kult und bleiben das hoffentlich noch in der Zukunft. Also kommen wir direkt zum Punkt, hier sind noch verbleibende Vorteile des Rauchens in unserer modernen Gesellschaft.

Die Vorteile des Rauchens

Mehr Pausen

Pic-Credits: Free-Photos bei Pixabay

Stell dir vor du bist bei der Arbeit, stehst auf, und sagst du musst für ein wichtiges Telefonat an die frische Luft, ein Kollege greift sich locker seine Jacke und sagt:

„Super, ich wollte auch gerade einen wichtigen Anruf machen!“

Klingt ein wenig befremdlich oder? Jetzt stell dir dieses Prozedere jeden Arbeitstag, vier Mal während einer Schicht vor. Wie lange denkst du würde es dauern, bis es einen schlechten Eindruck hinterlässt?
Bei einem Raucher ist das nicht der Fall. Raucherpausen sind im Allgemeinen was völlig normales und anerkanntes. Besonders in der Gastronomie, da die Chancen recht gutstehen, dass dein Chef auch raucht. Was mich zu meinen nächsten Punkt bringt.

Die Droge mit dem größten Verständnis

Pic-Credits: Geralt bei Pixabay

Zuzugeben dass man eine Alkoholabhängigkeit hat ist extrem schwierig, sowohl für den Betroffenen, als auch in der Konsequenz für Verwandte und nahe Freunde. Noch schwieriger wird es, wenn es um illegale Drogen geht – selbst bei leichten Drogen, wie Marihuana. Betrachten wir jedoch das Rauchen, kann beinahe jeder Verständnis aufbringen. Sogar Nicht-Raucher unterstützen und motivieren gerne, wenn es darum geht aufzuhören – zeigen oft sogar Verständnis, falls man es nicht schafft. Außerdem, verhält sich jemand daneben, während er auf Entzug ist, wird bei Rauchern viel toleriert.

Nikotinabhängige auf Detox erhalten von ihrem Umfeld eine Sonderbehandlung, im Gegensatz zu anderen Süchtigen. Es ist egal ob du Sprunghaft oder leicht reizbar bist; die Entschuldigung, dass du heute noch keine geraucht hast, wird immer besser sein, als dass du heute noch kein Piccolo gekippt hast.

Leichter Unterhaltungsstarter

Pic-Credits: A-Werdan bei Pixabay

„Entschuldigung, kann ich vielleicht eine Zigarette bei dir schnorren?“

Wie viele gute Gründe gibt es einen Fremden einfach anzuquatschen? Ok… An sich einige wenn man sich anstrengt, aber nach einer Zigarette zu fragen ist ein simpler und erprobter Unterhaltungsstarter. Ganz besonders seitdem Rauchen in Teilen unserer Gesellschaft immer mehr verpönt ist und damit direkt das Gefühl gibt, gemeinsam einer Minderheit anzugehören – ein sofortiges Gemeinschaftsgefühl auf Basis der selben Abhängigkeit, gemeinsam den schwarzen Schafen der Gesellschaft angehören, Individuen die von der Mehrheit verurteilt werden – es kann ein Gefühl von Intimität schaffen, wo vorher überhaupt keins war.

Ein Effekt der besonders verstärkt wurde, seitdem es in mehreren Teilen Europas verboten wurde in Bars und Clubs zu rauchen und sich Menschen außerhalb des Etablissements ansammeln um ihre Raucherpause zu bekommen – außerhalb der lauten Musik, evtl. weg von ihrem Umfeld und offen sind für neue Unterhaltungen – die perfekte Gelegenheit um neue Menschen kennenzulernen.

Falls du dagegen auf die Idee kommst deinen Freunden zu sagen du müsstest schlicht kurz an die frische Luft gehen, wird jeder annehmen, dass du klar zu viel getrunken hast.

Kontrollierbarer Stress-Puffer

Pic-Credits: Free-Photos bei Pixabay

Das ist eher ein Paradox, denn Rauchen sorgt an sich für überhaupt keinen Stressabbau und schon gar nicht wirkt es entspannend. Was es dagegen tut, ist dass es die Entzugserscheinungen der Sucht besänftigt und zwar sofort.

Dementsprechend, können Raucher durchaus kontrollieren wann sie Stress abbauen möchten. Auch als Nicht-Raucher kennt man mit Sicherheit den Satz:

„Oh Mann, ich brauch jetzt unbedingt eine Zigarette!“

Und was passiert danach? Raucher kommen runter.

Natürlich können andere Süchte denselben Effekt erzeugen, aber nehmen wir zum Vergleich Alkohol oder Gras hat Rauchen nicht so eine große Wirkung auf die Wahrnehmung – Es ist sehr einfach nach einer Zigarette weiter zu funktionieren, nach einem Joint nicht.

Vaping verändert alles

Pic-Credits: lindsayfox bei Pixabay

Vaporizer haben die Chance all diese Vorteile des Rauchens nachhaltig zu zerstören, falls sie es irgendwann ersetzt, und zwar aus mehreren Gründen.

Zum einem, haben Vaporizer überhaupt keinen Bezug zu irgendeiner Pop-Kultur, sie sind nicht mit irgendwelchen Charakterzügen in Verbindung gebracht und nicht in der Unterhaltungsindustrie verwurzelt. Deswegen haben sie keinesfalls denselben „coolen“ Vibe den Zigaretten hatten oder immer noch haben.

„Aaah, es geht nichts über vaping nach dem Sex…“

Außerdem, Vaporizer werden komplett anders konsumiert als Zigaretten. Anstatt eine kurze Pause von ca. fünf Minuten zu nehmen, ist vapen eher so etwas für zwischendurch. Man wartet 30 Sekunden auf den Bus – lass mal n bissl paffen, Spaziergang durch den Wald an einem Sonntagnachmittag – lass mal alle 100 Meter n bissl paffen, sitzen in einer Bar mit Freunden – paff, selbst wenn man im Büro sitzt – paff. Das letzte Beispiel funktioniert deswegen, da die meisten der Chemikalien in den Dingern geschmacksverstärkt sind – damit man auch nach Kirschkaugummi riecht, wenn man sich seiner Sucht ergibt. Stell dir mal vor du würdest beim Ausgehen ausschließlich Pfefferminzschnaps trinken, damit du beim kotzen danach gut riechst!

Aber das gefährlichste beim vapen ist der Fakt, dass es sich nicht wie eine Sucht anfühlt, wie es Zigaretten tun – aber genau dasselbe ist! Zusammenfassend, all die Vorteile, die zuvor aufgeführt wurden, können auf Vaporizer nicht übertragen werden. Es wird nie normal sein für eine Vape-Pause vor die Tür zu gehen, Nicht-Raucher werden nie dasselbe Verständnis dafür aufbringen können und niemals wirst du einen Fremden fragen ob du mal einen Zug von seiner mechanischen pseudo Zigarette nehmen darfst – es sei denn du bist wirklich verzweifelt.

Damit hätten wir’s; das sind meine persönlichen Vorteile die ich als Tabaksüchtiger erkennen kann. Ich freu mich darauf eure Meinung und Gedanken zu dem Thema zu hören. Korrigiert mich, wenn euch ein Fehler meinerseits aufgefallen ist oder ihr eigene Ideen zu dem Thema habt. Vielleicht ist auch ein Artikel über eine verändernde Diskussionskultur spannend für dich? Danke fürs lesen und habt einen fantastischen Tag. 

Grüße
Daniel

 

P.S.: Im persönlichen Interesse: Rauchen schaut auch spannend auf Bildern aus. Glaubt ihr mir nicht? Bitte überzeugt euch selbst: Vollmondnacht mit Clara.

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